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Tonbandgerät, Typ Magnetophon b2, AEG, 1948 (Foto: Maike Glöckner)
Tonbandgerät, Typ Magnetophon b2, AEG, 1948 (Foto: Maike Glöckner)

Hier nun ein kleiner Einblick in die Gerätesammlung des Schallarchives der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg.

Edison Phonograph „Excelsior V201“ Excelsior-Werke, Köln; ca. 1905, 7kg

Edison Phonograph „Excelsior V201“ Excelsior-Werke, Köln; ca. 1905, 7kg
Edison Phonograph „Excelsior V201“ Excelsior-Werke, Köln; ca. 1905, 7kg

Th. A. Edison (1847-1931) gelang 1877 mit seiner patentierten „Sprechmaschine“ eine aufsehenerregnde Konstruktion, die es erstmals erlaubte, Schall aufzuzeichnen und auch wiederzugeben.

Nach dem Prinzip Edison schreibt dieser Phonograph Schallschwingungen über einen Schneidstichel in die umlaufende Wachswalze (Tiefenschrift). Die Aufnahme kann sofort wieder angehört werden, wenn der Schneidstichel gegen den Abtastsaphir ausgetauscht wird.

Der Edison Phonograph war für die Phonetik das weltweit erste brauchbare Gerät, das es erlaubt, akustische Phänomene des Sprachschalls zu untersuchen. So ist es verständlich, dass auch Otto Bremer sich eine Bereicherung seiner Arbeit durch die Anschaffung eine Phonographen versprach.

In der experimentellen Phonetik erlaubte das neue Gerät Manipulationen am Sprachsignal durch veränderte Umlaufgeschwindigkeiten der Walze. Auf diese Weise war es möglich, den Grundton oder das akustische Verhalten der Vokale zu untersuchen.

Parlograph Carl Lindström A.G., Berlin; ca. 1910, 18kg

Unser Institut verfügt über einen weiteren Walzenapperat, einen sogenannten Parlographen von Carl Lindström (geb. 1869 in Schweden, 1892 nach Deutschland ausgewandert). Dieses Gerät kann man auch als ein frühes Diktiergerät nach Edison mit Wachswalze und Sprechrohr ansehen, weil in diese Maschine hineindiktiert werden konnte (Aufnahme) und z.B. eine Sekretärin das Diktierte wieder abhörte (Wiedergabe) und als Maschinentext schrieb. Das Gerät besitzt bereits einen 100 Volt Elektromotor.

Parlograph der Carl Lindström AG, Berlin 1910 (Foto: Maike Glöckner)
Parlograph der Carl Lindström AG, Berlin 1910 (Foto: Maike Glöckner)

Kymographion

Kymographion (Wellenschreiber) (Foto: Maike Glöckner)
Kymographion (Wellenschreiber) (Foto: Maike Glöckner)

Akustiker und Phonetiker waren immer bestrebt, den „flüchtigen“ Schall für ihre Forschungen zu visualisieren. Der von dem Leipziger Physiologen Carl Ludwig (1816-1895) entwickelte Kymograph, eigentlich zur grafischen Darstellungen von  Atem-, Muskel- und Herzbewegungen vorgesehen, eignete sich auch zur optischen Aufzeichnung von Schallschwingungen. Von namhaften Wissenschaftlern als Meilenstein in der akustischen Forschung gefeiert, war es tatsächlich das erste System, mit dem Schwingungen fortlaufend geschrieben werden konnten.
Zur Meßeinrichtung des Kymographions schreibt v. Helmholtz (1821-1894)  
“ […] so tut es am besten, das Papier über einen Zylinder zu ziehen, der durch ein Uhrwerk in gleichmäßige Rotation versetzt wird. Nachdem das Papier angefeuchtet ist, läßt man es über eine Terpentinöllampe umlaufen, so daß es sich mit Ruß bezieht; dann kann man mit feinen abgerundeten Stahlspitzchen leicht feine Striche draufziehen“ (1913, 34).

Kymographische Aufzeichnungen lieferten in der Phonetik Erkenntnisse über die Atmung, die Akzentuierung, den Tonfall gesprochener Sätze u.a.m. (vgl. Viëtor 1910, 104). Neben dem alten Kymographion aus der Bremerschen Sammlung, das als Schreibstift einen Grashalm verwendete, wurden in den 40er Jahren von Richard Wittsack (1887 – 1952) und den 60er Jahren von Eduard Kurka zwei weitere modernere Geräte der Leipziger Firmen Zimmermann und Diel angeschafft.

Plattenschneider Schneid- und Abspielkoffer,
Typ: Ela A 107/1 Telefunken Berlin; 1932, ca. 24kg

Decelith-Plattenschneider und Kondensatormikrophon, Typ Ela M14 (Foto: Maike Glöckner)
Decelith-Plattenschneider und Kondensatormikrophon, Typ Ela M14 (Foto: Maike Glöckner)

Im Vergleich zum Grammophon ermöglicht der Plattenschneider die Aufzeichnung von Schall auf Decelith-Platten. Die Schneidnadel wird elektromagnetisch von der Mikrofonspannung angetrieben. In der Schneidkapsel werden die mechanischen Schwingungen der Nadel umgesetzt und in Seitenschrift auf die Platte graviert.

Das Aufnahmesystem fand bis zur einsatzfähigen Entwicklung des Magnettonverfahrens auch in den Rundfunkstudios Anwendung. Eine Besonderheit dieses Verfahrens bestand darin, dass die Decelith-Platten nur einseitig bespielt wurden. An der Universität Halle wurde dieses Gerät bis in die 50er Jahre hinein genutzt.

Ferner kam eine Folienschneidapparatur (ELECTROMOPHON A.G. Stuttgart-Vaihingen) zum Einsatz, die nach dem selben Prinzip wie der Plattenschneider funktionierte. Auch mit diesem Tischgerät konnten Tonfolien geschnitten und wiedergegeben werden.

Stollwerck-Phonograph

Stollwerck-Phonograph, Anfang der 1920er Jahre (Foto: Maike Glöckner)
Stollwerck-Phonograph, Anfang der 1920er Jahre (Foto: Maike Glöckner)

Eine kuriose Ausführung des Grammophons zeigt den damaligen Zeitgeschmack eines bekannten und auch heute noch existierenden Schokoladenherstellers. Ein Uhrwerk setzt die kleine eßbare Schokoladenscheibe (ob sie heute allerdings noch genießbar ist scheint nach über 70 Jahren fraglich) in Bewegung und läßt ein Musikstück erklingen.

Magnettonbandgerät Typ: BG 19-1 Funkwerk Leipzig (RFT) 1951, ca. 15kg

Der entscheidende Schritt zum modernen Tonband gelang 1932 dem Dresdner Fritz Pfleumer, der flexible Bänder als Tonträger einführte. Auf der Berliner Funkausstellung 1935 stellte die AEG erstmals ein Magnetophon für den Rundfunkbetrieb vor. Durch die sogenannte Hochfrequenzvormagnetisierung und die hohe Bandlaufgeschwindigkeit von 76,2 cm/s war die akustische Qualität der Aufnahmen der von modernen Studiomaschinen schon recht nahe.

Magnettonbandgerät BG 19-1, RFT Funkwerk Leipzig 1951 (Foto: Maike Glöckner)
Magnettonbandgerät BG 19-1, RFT Funkwerk Leipzig 1951 (Foto: Maike Glöckner)

An der Universität Halle wurde bis in die 50er Jahre hinein mit diesen Maschinen erfolgreich gearbeitet. Die Geräte hatten nur den Nachteil, dass sie aufgrund ihrer Grösse an einen Standort gebunden waren. Ein transportables Spulentonbandgerät war das BG 19 von RFT Leipzig, welches zudem als Gerät aus der Nullserie eine Rarität darstellt.